Worum geht es genau? In der Diskussion wird immer wieder vorgebracht, dass Umfragen klar zeigen, dass rund zwei Drittel der Bevölkerung in Deutschland die Gendersprache ablehnen.

Was ist dran? Das ist richtig. Es gibt diese Umfragen.

Allerdings: In den Umfragen ist nie ausreichend geklärt, was denn genau die Befragten ablehnen. In keiner der Umfragen wird geklärt, was „Gendern“ eigentlich genau meint. Die meisten Menschen antworten nicht darauf, wie sie geschlechterbewusste Sprache beurteilen, sondern ob sie das Gendersternchen gut finden. Das Thema „Gendersprache“ auf das Gendersternchen zu reduzieren ist allerdings eindeutig falsch. Die eigentliche Frage beim Thema Gendersprache ist, ob das „generische Maskulinum“ aureicht; also ob die männliche Form (z.B. „Lehrer“) ausreicht, weil diese Form ja immer alle Geschlechter „meint“, oder ob man Frauen und gegebenenfalls non-binäre Geschlechter explizit mit nennen soll. Dabei ist das Gendersternchen nur eine von viele Möglichkeiten, dieses Problem zu lösen, zum Beispiel die sogenannte „Paarform“ („Lehrerinnen und Leher“). Andere Umfragen zeigen, dass nur 24 Prozent für das generische Maskulinum sind, knapp 57 Prozent Frauen explizit mitnennen wollen („Lehrerinnen und Lehrer“) und weitere knapp 9 Prozent auch andere Geschlechter benennen wollen (durch die Verwendung eines Genderzeichens, zum Beispiel dem Genderstern). 

Unser Fazit: Die Behauptung, dass siebzig bis achtzig Prozent der Deutschen „Gendersprache“ ablehnen, ist so nicht richtig. Diese siebzig bis achtzig Prozent lehnen Genderzeichen (also zum Beispiel den Genderstern oder Gender-Gap) ab. Das ist etwas anderes. 

Bedeutung für Marketing und Kommunikation: Es gibt die Ablehnung, das ist ein Fakt. Und ganz egal, wie gerechtfertigt die Ablehnung ist, sie kann dazu führen, dass sie die Ablehnung des Gendern auch auf die kommuniziertenden Unternehmen überträgt. Wer gendern „hasst“, hat schlechte Gefühle, wenn er (oder sie) gendernd angesprochen werden. Ob (und wie) Unternehmen in Marekting und Kommunikation gendern, hängt also auch davon ob, wer ihre Kund:innen sind, und wie die zum Gendern stehen. Wir meinen aber: Es ist hier weniger eine Frage des „ob“ sondern mehr eine Frage des „wie“. Denn man kann auch geschlechterbewusst sprechen, ohne dabei spürbar zu gendern. Hierfür reicht es oft schon aus, auf Genderzeichen (wie das Gendersternchen) zu verzichten. Am Ende ist es schlichtweg eine Frage der Strategie, also was das Unternehmen bezweckt.

 

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