Worum geht es genau? Aktuell liest man immer wieder Begriffe von „Stotterdeutsch“ oder „Sprachstörung“, weil eine Form des genderneutralen Sprechens – nämlich bei der Verwendung von Genderzeichen –

Was ist dran? Wenn man ein Wort mit Gendersternchen ausspricht, zum Beispiel „Bürger:innen“ macht man in der Tat eine kurze Pause vor dem „innen“. Und ja, es ist nachvollziehbar, dass das einige Menschen irritiert, einfach weil sie es nicht gewohnt sind.

Allerdings: Diese Sprechpausen oder Betonungen sind alles andere als neu oder ungewöhnlich. Tatsächlich begegnen sie uns ständig in der deutschen Sprache. So müssen wir unseren Teller „auf:essen“, wir gehen ins „The:ater“, wir „um:armen“ unsere Partner:in, uns bringt eine „Heb:amme“ zur Welt, wie „ver:ursachen“ oft mal Verwirrung und müssen hoffentlich nicht in die „Not:aufnahme“. Und oft wünscht man sich, man könne eine Diskussion doch einfach „be:enden“.

Und: Oft sind diese Pausen und Betonungen sogar für den Sinn des Wortes elementar, sie können sogar die Bedeutung des Wortes ins Gegenteil verkehren. Man denke nur an die Aufforderung, man soll doch einen Polizisten „um:fahren“ im Gegensatz zu der Aufforderung, man solle ihn „umfa:hren“. Auch sind „Staub:ecken“ etwas anderes als „Stau:becken“. Und „die Ode“ ist etwas anderes als eine „Diode“. Und es ist auch in großer Unterschied, ob wie „ver:reisen“ oder einen gestauchten Knöchel „ver:eisen“.

Unser Fazit: Ja, man kann die Sprechpause beim Genderzeichen persönlich als unangenehm empfinden. Und man kann das auch als Grund anführen, warum Gendern „doof ist“. Und man muss sich sicherlich etwas anstrengen, um das zu lernen. Allerdings lernt man es auch sehr schnell, wenn man es eine zeitlang tut. So wie wir alle anderen Worte auch gelernt haben. Ein zwingender Grund gegen das Gendern ist das also eher nicht. Eher im Gegenteil: Denn diese „Störung“ ist ja zum Teil auch gewollt. Es geht ja nicht nur um genderbewusstes Sprechen, sondern auch um genderbewusstes Hören.

Bedeutung für die Marketing und Kommunikation: Hier kommt es schlichtweg auf eine Güterabwägung an. Wenn Diversität und Inklusion Teil Ihrer Strategie sind, dann heißen Sie die Störung willkommen. Denn Ihre Botschaft wird genau durch die Störung besser wahrgenommen. Wenn Sie aber überwiegend mit Stakeholdern und Zielgruppen kommunizieren, die diese Pause als sehr störend empfinden. können und dürfen Sie auch auf diese Rücksicht nehmen. Verwenden Sie dann andere Möglichkeiten des genderbewussten Sprechens und verzichten auf Genderzeichen.

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